Mein Enkel Michi war damals 12 Jahr -
mit ihm verstehe ich mich wunderbar.
Wir plaudern sehr viel und philosophieren,
er lernt mir schnapsen, „Oma, probieren!“

Mein Sportlerbub will auch beim Schnapsen gewinnen.
Plötzlich sagt er: „Es gibt Menschen, die spinnen!“
Das untersuchen wir jetzt total:
Wer ist ein Spinner? Was ist normal?

Leute sieht man mit Schmetterlingsnetzen
über Wiesen hechten, durch Wälder hetzen.
Andere gibt’s, die Detektoren haben
und in der Erde nach Schätzen graben.

Mancher hat Angst, etwas neu zu beginnen -
oder vor Käfern, Mäusen und Spinnen.
Der Hyperaktive nervt überall -
für Faule ist Garnichtstun ideal.

Arg sind Selbstdarsteller mit spärlichem Wissen,
die das erste und letzte Wort haben müssen.
Ein Tick: ständig sich waschen - oder vergammeln -
gar nichts wegwerfen können, ALLES sammeln.

Glücksucher gibt’s, die sich x-mal vermählen,
die, je älter sie werden, immer Jüngere wählen.
Sonderbare retten pausenlos Seelen -
müssen zwanghaft, wo’s nur geht, stehlen -
oder Vögel, Wolken, Schritte zählen…

Zwingend das Alles und Nichts beschreiben -
Rekorde brechen - Extremsport betreiben -
schneller, höher, tiefer, weiter!
Wer riskiert mehr - Grenzüberschreiter.

Schließlich: Michi hat mit mir festgestellt:
Für normal hält jeder sich selbst auf der Welt -
Spinner sind die Anderen auf jeden Fall!

 

Gertrude Käfinger - Juli 2011